Pflanzensteckbrief Thuja occidentalis Abendlaensischer Lebensbaum

Abendländischer Lebensbaum (Thuja)

Pflanzensteckbrief Thuja occidentalis Abendlaensischer Lebensbaum

Botanik

Die Thuja ist ein bis zu 20 m hoch werdender Baum aus Nordamerika mit schmalem, pyramidalem Wuchs. Sie wird in ganz Europa vielfach angepflanzt zu Gartendekoration oder als Heckenpflanze. Die Äste sind waagerecht verzweigt (zum Unterschied von Th. orientalis). Die Blätter sind schuppenförmig und kreuzweise gegenständig. Sie sind an den Kanten der Äste gekielt, während die auf den Flächen der Äste stehenden Blätter auf dem Rücken einen Drüsenhöcker haben. Die Blüten sind einhäusig, die männlichen kugelig. Die Frucht ist ein zuletzt sich öffnender, kleiner, länglicher Zapfen, dessen zehn bis zwölf Fruchtschuppen bei der Reife fast lederartig sind. Die Samen sind ringsum geflügelt.

Blütezeit: April bis Mai.

Namensherkunft

Nach Theophrast kommt Thuja vermutlich vom griechischen θ_ω (thyo) = opfern, weil das wohlriechende Holz bei Opfern verbrannt wurde.

Sonstige Bezeichnungen

französisch: Thuya; englisch: American Arbor vitae; dänisch: Livsträ; italienisch: Thuia; norwegisch: Tuja; polnisch: Tuja; russisch: Tuja; schwedisch: Livsträd; tschechisch: Zerav západní.

Medizinische Verwendung

Inhaltsstoffe

Harze, Flavonoide, Gerbstoffe, Lignane, Eiweiße und Zuckerverbindungen sowie ätherisches Öl mit dem Hauptinhaltsstoff Thujon (bis zu 50%), Kampher, Sabinen, Pinen, Fenchen.

verwendete Pflanzenteile oder Zubereitungen

Thuja-Zweigspitzen (Summitates thujae)

ätherisches Thuja-Öl (Aetheroleum thujae)

Thuja-Tinktur (Tinctura thujae) meist 20%ig

Aktuell

Heute verwendet man Thuja zur Behandlung von Warzen (äußerlich) und seltener zur Stärkung des Immunsystems (innerlich), wobei bei der innerlichen Einnahme nur eingestellte Fertigpräparate zum Einsatz kommen sollten.
Obwohl Thuja auch bei Atemwegserkrankungen oder Schmerzen des Bewegungsapparats traditionell eingesetzt wird, raten wir wegen des enthaltenen toxischen Thujons davon ab. Hier empfehlen sich unbedenklichere Koniferengewächse, wie beispielsweise Tanne, Fichte, Kiefer, oder Lärche als Ersatz.

Historisch

Früher wurde die Tinktur als Einreibung bei Gelenkschmerzen, Gicht, Rheuma und Hexenschuss angewandt. In Pulverform oder als Tinktur hat man Thuja ähnlich wie Sadebaum gegen spitze Kondylome verwendet. Beliebt war schon immer die Anwendung von Thujatinktur auf Warzen.

Nordamerikanische Ureinwohner
In ihrer Heimat wird die Pflanze als Diaphoretikum, Diuretikum, Antisyphilitikum und -rheumatikum, Adstringens und als Blutungsstillendes Mittel angewandt1

China
Die Art Thuja orientalis gegen Blutsturz, Nasenbluten, und Blut im Urin (Hämaturie)2

Clarus
Intermittierendes Fieber und Wassersucht3

Thoms
ulzeröse Hautaffektionen, zur Anregung der Monatsblutung (Emmenagogum) und missbräuchlich als Abortivum4

Schulz
Thujatinktur zum Vertreiben von Papillomen, Warzen und spitzen Kondylomen5

Sicard und Larue
Thuja-Injektionen in die Warzenbasis8

Homöopathie

Langhans
In D2 ein universelles Mittel beim Auftreten von kleinen Warzen am ganzen Körper

Hahnemann
Thuja gegen Gonorrhöe innerlich und auch bei Polypen oder Impfschäden

Wizenmann
homöopathisches Hauptmittel für erworbene konstitutionelle Schädigung durch Pocken und Impfvergiftung, bei allgemeiner Säfteverderbnis

Nebenwirkungen

Bei Überdosierung oder oraler Einnahme sind Vergiftungen möglich. Dies kann sich äußern durch tiefes Koma, erhöhter Blutdruck, motorische Reizerscheinungen, Vomitus, Diarrhöe, Erhöhung der Temperatur und der Pulszahl, Bronchopneumonie, Lungenödem und tonisch-klonischen Krämpfen6.
Im weiteren Verlauf kommt es oft zu schweren Stoffwechselstörungen, insbesondere gelber, akuter Leberatrophie. Bei Überempfindlichkeit kann Thuja hautreizend wirken7. Vergiftungen mit Thuja haben in einigen Fällen auch zum Tode geführt – insbesondere bei Missbrauch als Abortivum.
Besonders hervorzuheben ist die fettige Degeneration der Leber und Nieren, die als bekannte Symptome einer subakuten Thujavergiftung gelten.

Rezepturen und Dosierungen

Aufgrund der Toxizität sollte Thuja nur äußerst sparsam und lokal verwendet werden. Beispielsweise max. täglich 1 Tr. ätherisches Öl auf eine Warze.

Thuja-Kollodium

alte Rezeptur zur äußerlichen Behandlung von Warzen

Zutaten:

Ätherisches Öl aus Thuja-Trieben (Aetheroleum ex summitates Thujae) 1 g
Collodium9 g

Alle Zutaten mischen. Einmal täglich einen Tropfen der Lösung auf die Warze auftragen. Nicht mehr als eine Warze gleichzeitig behandeln.

Info: Kollodium ist eine leimartige, zähflüssige Masse, die in der Medizin in Hühneraugen- und Warzentinkturen als Basis eingesetzt wird. Sie sorgt für eine gute Anhaftung des Wirkstoffs.

Rezeptur Thuja-Kollodium Warzen

Quellen und Studien

  1. Dragendorff, Die Heilpfl. d. versch. Völker u. Zeiten, S. 71.
  2. Tsutomu Ishidoya, Chinesische Drogen, Teil I, S. 45.
  3. Clarus, Handb. d. spec. Arzneimittell., 1860, S. 1117.
  4. Thoms, Handb. d. pr. u. wiss. Pharm., Bd. V, S. 442.
  5. Schulz, Wirkg. u. Anwendg. d. dtsch. Arzneipfl., S. 54.
  6. Brauch, Z. klin. Med. 1931, Bd. 119. S. 86.)
  7. Touton, Beitr. Biol. Pflanz. 1931, Bd. 19, S. 1.
  8. Sicard et Larue, Gaz. des Hôpitaux, 1909, S. 8.
  9. Gerhard Madaus – Lehrbuch der biologischen Heilmittel

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