Acker-Vergissmeinnicht

Botanik

Zuhause auf Äckern, Weiden und Wiesenrändern gedeiht das Vergissmeinnicht als zweijährige Pflanze. Seine verzweigte Wurzel bildet im ersten Jahre nur eine Blattrosette mit beidseits behaarten Blättern aus. Im zweiten Jahr treibt sie mehrere 10-40 cm hohe dicht mit Blättern versehene Fruchtstengel. Die wunderschönen, hellblauen Blüten mit gelber Kronenröhre sind zu Wirteln vereinigt. Allzu nasse und saure Böden mag die Pflanze nicht.

Blütezeit: März bis Juni

Namensherkunft

Myosotis als Gattungsname stammt aus dem griechischen μν_ς _τ_ς (myós otis) oder μν_ς _τ_ (myos ota) = Mäuseohren. S76chon im Altertum von Dioskurides für verschiedene Pflanzen gebraucht, worunter wohl auch Myosotisarten waren; arvensis vom lateinischen arvum = Ackerland, Saatland. Die Bezeichnung Vergißmeinnicht erscheint zuerst im 15. Jahrhundert und ist wohl jetzt allenthalben im Volke bekannt.

Sonstige Bezeichnungen

Französisch: Myosotis des champs
englisch: Field scorpion-grass
dänisch: Mark-Forglemmigei
schwedisch: Förgätmigej
tschechisch: Pomňenka rolní
ungarisch: Mezei nefeljts

Medizinische Verwendung

Inhaltsstoffe

Flavonoide, Gerbstoffe (5-6%), Mineralien, Pyrrolizidinalkaloide (0,05-0,12 %)

verwendete Pflanzenteile oder Zubereitungen

Vergissmeinnicht-Kraut (Herba Myositis arvensis) – gewonnen aus frischem, blühendem Kraut

Die häufigste Darreichungsform ist der Teeaufguss (Infus) aus Kraut.

Heutiger naturheilkundlicher Einsatz

Heute wird die Pflanze noch selten bei chronischer Bronchitis eingesetzt. Aufgrund der in schwankenden Konzentrationen enthaltenen Pyrrolizidinalkaloide sollte die Anwendungsdauer von 4 – 6 Wochen nicht überschritten werden.

Historisch

Dioskurides

Tabernaemontanus
Er führt die Pflanze unter der Bezeichnung „Auricula muris coerulea“ an, erwähnt jedoch nur, dass sie als Frühjahrssalat verspeist und ihre Wurzel bei Augengeschwüren aufgelegt werde.1

Wittich
Er lässt Wurzel und Kraut als Brei essen und schreibt diesen Heilkraft bei Hernien zu.2

Johnson
Er empfiehlt sie bei Schlangen- und Skorpionsbissen.3

Heinigke
Nach seinen Angaben wirkt die Pflanze besonders auf die Atemorgane und ist bei Husten mit eitrig-schleimiger Sekretion, chronischem Bronchialkatarrh und Lungenleiden.4

Homöopathie

Stauffer
vorwiegend bei konsekutiver Enuresis und Blasenreizung

Nebenwirkungen und Kontraindikationen

Nebenwirkungen sind keine bekannt. Ödemen durch eingeschränkte Herz-Nieren-Funktion stellen jedoch eine Kontraindikation zur innerlichen Einnahme dar.

Rezepturen und Dosierungen

Erwachsene nehmen bis zu dreimal täglich etwa 6 g (ca. 1 gehäufter TL) der getrockneten Arzneidroge, beispielweise als Tee.

Myosotis-Husten-Teemischung

alte Rezeptur vorübergehenden Anwendung bei Husten und Bronchialbeschwerden

Zutaten:

Spitzwegerich-Kraut (Herba Plantaginis)40 g
Süßholzwurzel (Radix Liquiritiae)30 g
Vergissmeinnicht-Kraut (Herba Myositis arvensis) 15 g
Anisfrüchte (Fructus Anisi)15 g

Einen TL der Mischung mit 250 ml kochendem Wasser übergießen und etwa 10 Minuten abgedeckt ziehen lassen. Nach Wunsch mit etwas Waldhonig süßen und möglichst warm langsam, Schluck für Schluck trinken.

Diese Teemischung sollte nicht länger als 4 Wochen angewendet werden.


Quellen und Studien

  1. Tabernaemontanus, Kreuterbuch, S. 630.
  2. Wittich, Vademecum, 1594, S. 465.
  3. Johnson, History of Plants, 1633, S. 336.
  4. Heinigke, Handb. d. hom. Arzneiwirk.-L., S. 442.
  5. Gerhard Madaus – Lehrbuch der biologischen Heilmittel

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