Schon seit über 1.000 Jahren ist sie bekannt und beliebt bei Mönchen und Kräuterhexen gleichermaßen. Früher geschätzt als Medizin für Herz und Leber – heute meist nur noch als aromatisches Getränk bekannt: die Waldmeister- oder Maibowle.
Der Mai naht und es ist höchste Zeit, euch das perfekte Rezept für dieses leckere Getränk zu verraten. Es gibt dazu ein paar goldene Regeln, die ihr unbedingt beachten solltet, um keinen bitteren Ansatz zu fabrizieren.
Für das Kraut gilt:
- nicht blühend
- nicht zerkleinert
- nicht vollständig getrocknet
- nicht zuvor eingefroren
Bei allen o.g. Zuständen sind die Zellmembranen der Pflanze derart verletzt, dass die Bitterstoffe stärker in den Wein übertreten.
Außerdem sollte die Schnittstelle des Stiels niemals in den Ansatz gelangen und die Auzugsdauer nicht länger als sieben Stunden sein.
Die klassische Variante enthält keine sonstigen Kräuter, Gewürze oder Früchte.
Zutaten:
- ein Strauß angewelkter Waldmeister
- 1 Flasche Gelber Muskateller (edelsüß)
- 1 Flasche Crémant (feinfruchtig)
- 1 Prise Salz
- Tonka-Extrakt (optional)
- 1 hohe Glasschale
Zubereitung:
Zunächst ernten wir das Sträußchen Waldmeister. Die Kräuterhexen haben früher klassisch sieben Stiele genommen. Ich verwende ein paar mehr. Es sollte ein schönes Sträußchen sein.
Nachdem wir das Kraut kalt gewaschen haben, tupfen wir es vorsichtig trocken und föhnen es gut durch. Danach sollte keine Feuchtigkeit mehr spürbar sein.
Dann arrangieren sorgfältig alle Stiele und verrädeln die Schnittstelle mit einem stabilen Faden. Das Kraut verliert an Volumen. Also bitte schön fest binden, sonst fällt die Hälfte auf den Boden.
Der Waldmeister trocknet nun kopfüber bis zum nächsten Morgen. Er sollte gut dann angewelkt sein. Während des Trocknungsprozesses entsteht erst die so charakteristisch nach Waldmeister duftende Substanz Cumarin. Bei optimaler Verarbeitung kann ein Gehalt von bis zu einem Prozent entstehen.
Den Strauß stellen wir nun kopfüber in eine Glasschale und gießen den Weißwein hinein. Die Schnittenden ragen heraus und kommen nie mit dem Wein in Kontakt.
Als Ansatzwein eignet sich am besten ein edelsüßer Gelber Muskateller oder alternativ Morio-Muskat. Unter keinen Umständen sollte der Wein trocken sein.
Nach Beendigung der Mazeration entnehmen wir den Strauß, filtern nach Belieben, füllen den aromatisierten Wein wieder in seine Flasche und stellen ihn in den Kühlschrank.
Wer die Bowle noch etwas intensivieren möchte, ohne dass sie arg verfälscht wird, kann dies mit ein paar Tropfen Tonka-Extrakt bewerkstelligen. Die Tonkabohne enthält die gleiche aromatische Substanz.
Zur Zubereitung füllt man ein Sektglas halb mit dem Ansatz, gießt mit einem feinfruchtigen Crémant (nicht trocken) auf und dekoriert mit etwas frischem Waldmeister aus – prost!